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02.07.2025 Josef Riedl war 67 Jahre Mesner am Fahrenberg: Ein Leben für den Heiligen Berg der Oberpfalz

Josef Riedl in der Fahrenberger Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung (Archivbild: fvo)

Seit Anfang Mai 2025 hat Josef Riedl, bekannt als der „Mesner Sepp“ vom Fahrenberg, seine tragende Funktion aufgegeben und ist nun im Ruhestand. Seit dem 1. Mai 1958 betreute er die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung „Unserer Lieben Frau vom Fahrenberg“ auf 801 Metern Höhe. Riedl ist eine lebende Legende auf dem Fahrenberg, bekannt für seine Würde, Gelassenheit und seinen tiefen Glauben.

Am 30. April 2025 hatte der 85-Jährige nach genau 67 Jahren seinen letzten offiziellen Arbeitstag als Mesner. Damit führte er in fünfter Generation eine Familientradition weiter, die nun nach 188 Jahren endet. „Oft war es auch eine harte, aber immer eine erfüllte Zeit“, blickt Riedl zurück. „Nur mit einem tiefen Glauben an Gott und die Kirche ist diese Berufung zu erfüllen.“

Ein Leben für die Kirche

Riedl übernahm die Verantwortung als Mesner in jungen Jahren, nachdem sein Vater Albert Riedl 1958 verstorben war. In den ersten Jahren unterstützte ihn seine Tante Anna Riedl, die „Mesner-Nandl“. „Sie war die Schwester meines Vaters, eine große Hilfe beim Mesnerdienst und die gute Seele in der Sakristei“, sagt Riedl. Jahrzehntelang sorgte er für die Pflege und den reibungslosen Ablauf in der Kirche, betreute zahlreiche Wallfahrer und empfing hochrangige kirchliche Würdenträger.

Seine Ehefrau Sieglinde unterstützte ihn im Mesnerdienst, bis sie 2013 verstarb. Heute kümmert sich Tochter Christine liebevoll um ihren 85-jährigen Vater. Bischof Rudolf Voderholzer zeichnete ihn 2022 mit der goldenen Mesner-Ehrennadel aus.

Mesnerhaus mit Landwirtschaft

Früher betrieb die Familie neben der Mesnerei auch eine Landwirtschaft rund um den Fahrenberg. Erst ab 1957 fanden regelmäßige Sonntagsgottesdienste statt, wodurch Hochzeiten und Wallfahrten zunahmen.

Die „Haltestelle Fahrenberg“ befindet sich noch heute am Bockl-Radweg zwischen Vohenstrauß und Pleystein. Von dort aus gingen Tausende von Pilgern und Skifahrern die zwei Kilometer auf Waldwegen zum Fahrenberg und reisten von dort auch wieder ab.

Viele Erinnerungen

Riedl erinnert sich an viele Geschichten aus seiner Zeit als Mesner. Eine nachdenkliche Begebenheit war, als ein Soldat die Christusfigur am Freialtar beschädigte. Der abgebrochene Arm wurde später gefunden und wieder angebracht. Traditionell seien auf dem Fahrenberg doch manche Münzen in das „Körbchen“ geworfen und vom Mesner eingesammelt worden, berichtet Riedl. „Ich habe keine Ahnung, wie viele es in den letzten 67 Jahren waren“, sagt der 85-Jährige nach kurzer Überlegung. So kamen am Großen Frauentag schon einige Mark zusammen. Riedl weiß viel, kann folglich viel erzählen und ist ein geselliger Mensch.

Noch kein Nachfolger gefunden

Derzeit gibt es noch keinen Nachfolger für ihn. Egal, wer die Nachfolge übernimmt – Riedl wird weiterhin am Eingang zur Sakristei sitzen und bei Bedarf gerne mit Rat und Tat unterstützen. Er ist nach wie vor am Wallfahrtsleben interessiert, liest die Zeitung und freut sich, wenn der FC Bayern München gewinnt.

Am kommenden Sonntag findet das 2. Fahrenbergfest zum Fest Mariä Heimsuchung, dem Patrozinium der Fahrenbergkirche, statt. Der Mesner Sepp wird an diesem Festtag bestimmt in und um die Kirche zu finden sein. Ansonsten wird er gemütlich auf seinem Mesnerbankerl am Mesnerhaus eine Zigarette rauchen.

Bild und Text: Franz Völkl