Viele Jahre dämmerte das 1666 errichtete Gebäude in einer Art Dornröschenschlaf vor sich hin, sogar ein Abriss stand zwischenzeitlich im Raum. Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei
Bild und Text: Franz Völkl
„Zeit is’s worn“, brachte es Pfarrgemeinderatssprecherin Birgit Bergmann kurz und bündig auf den Punkt. Am Sonntag war es endlich so weit: Das renovierte Lobkowitzschloss, das auch als Pfarrheim dient, wurde nach der Generalsanierung eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Schon am Vormittag begleiteten Vereine mit den Fahnen, Ehrengäste sowie kirchliche und weltliche Gremien mit Bürgermeister Josef Beimler, den Freunden aus der tschechischen Partnerstadt Hostau und der „Historisch Hochfürstlichen Lobkowitzischen Grenadier Garde der Gefürsteten Grafschaft Sternstein“ den Kirchenzug zur Pfarrkirche.
Dort zelebrierte Pfarrer Norbert Götz mit seinem Vorvorgänger, dem Ehrenbürger Andreas Renner (1970 bis 2000 Geistlicher von Waldthurn), die Festmesse. Hans-Peter Reil, Julia Mäckl, Manuela Grünauer, Annika Pankotsch (E-Piano), Josef Pflaum senior, Hannah Reil und Sandro Reil an der Orgel begleiteten die Festmesse. Der Regierungsvizepräsident der Oberpfalz, Florian Luderschmidt, spielte einige Stücke an der Orgel. Luderschmidt meinte später beim Festakt im neuen Pfarrheim, dass Waldthurn auch hinsichtlich der Sanierung des Gebäudes eine Vorbildfunktion für die ganze Oberpfalz habe. „Heute sollen sich die Türen für unser Pfarrheim wieder öffnen, in dem sich die Menschen der Markt- und Pfarrgemeinde wieder treffen können“, sagte Pfarrer Götz.
Auch an Verkauf gedacht
Nach der Messe zog der Festzug angeführt von der Trachtenkapelle Waldthurn zum Lobkowitzschloss. Kirchenpfleger Max Kick wies auf darauf hin, dass es nicht der Norm entspreche, dass eine Maßnahme in dieser Größenordnung und Wichtigkeit von der kirchlichen und weltlichen Gemeinde durchgeführt und in gleichen Teilen getragen werde. Kick blickte auf 2006 zurück, wo bei Gesprächen mit den Architekten der Diözese sogar ein Abriss des historischen Gebäudes oder der Verkauf zur Diskussion standen. Der damalige Denkmalschützer habe sich dagegen ausgesprochen und auf den historischen Wert des Schlosses hingewiesen.
Schließlich einigten sich Kirche und Gemeinde, nach entsprechenden beidseitigen Förderprogrammen die verbleibenden Kosten jeweils zu 50 Prozent zu tragen. Im Juli 2019 hat man bereits begonnen, das Pfarrheim auszuräumen. Die stiftungsaufsichtliche Genehmigung der Diözese sei trotz mehrerer Nachfragen erst im August 2020 eingegangen. Die Bauarbeiten begannen schließlich 2021. Leider hätten auch falsche Meldungen, dass die kirchliche Gemeinde sich nicht an den Kosten beteiligen wolle, für Irritationen gesorgt.
Wende ab 2015
Architekt Rudi Meißner überreichte den symbolischen Schlüssel an Pfarrer Norbert Götz. Der Planer meinte, dass es ein besonderer Tag in der Geschichte des Lobkowitzschlosses sei. Viele Jahre musste es in einer Art Agonie verharren, der Zustand verschlechterte sich mehr und mehr und es sei nur mehr ein morbider Abglanz seiner ursprünglichen historischen Bedeutung aus seiner Entstehungszeit 1666 gewesen. Meißner sprach von den anfänglichen Problemen, von der Wende ab 2015, wo sich neue Fördermöglichkeiten eröffneten (EFRE, Dorferneuerung, bischöfliche Finanzkammer) und durch die gemeinsame Nutzung fand man schließlich einen idealen Weg. Besonders dankte er seiner Mitarbeiterin Petra Reil, die immer den Überblick behalten habe. Der Kostenrahmen von circa 3,3 Millionen Euro für das Projekt konnte eingehalten werden. Laut Kirchenpfleger Kick bleibt nach Abzug der geplanten und zugesagten Zuschüsse „Lobokowitz-Schloss“ voraussichtlich für jeden Partner (kirchliche und weltliche Gemeinde) ein Eigenanteil von je rund 400.000 Euro.
Bürgermeister Beimler meinte mit viel Freude zu Pfarrer Götz: „Herzlichen Glückwunsch Herr Pfarrer zu ihrem neuen Pfarrheim.“ Der Geistliche segnete das Gebäude und die Räume. Landrat Andreas Meier erklärte, er sei im Lobkowitzschloss in Neustadt/WN der „Herr auf Zeit“ und freute sich über die gelungene Sanierung. Beimler dankte besonders Landtagsabgeordnetem Stephan Oetzinger, der während der Planungen und Bauzeit immer wieder nach Waldthurn kam, sich für die Baufortschritte interessierte und sich auftretender Proble annahm. Laut Leitendem Baudirektor des Amts für Ländliche Entlwicklung (ALE), Georg Braunreuther, seien die Fördergelder ein Glücksfall gewesen. Pfarrer Renner stand vor 44 Jahren an gleicher Stelle, um das damals renovierte Gebäude einzuweihen. „Ich gratuliere nun zu diesem kleinen Schloss, das für die Menschen ein großes Schloss an einem kleinen Ort ist.“