Zum Inhalt springen

Kirche Lennesrieth

„Luftaufnahme aus www.oberpfalz-luftbild.de“

Geschichte der Lennesriether Kirche

Die Anfänge der Pfarrei bis zum Jahr 1545.

Die erste urkundliche Erwähnung von Lennesrieth geht auf das Jahr 1261 zurück. In dieser Urkunde ist von einer Schenkung Bertholds von Waldthurn an das Kloster von Waldsassen die Rede. Es ist davon auszugehen, dass Lennesrieth schon in frühester Zeit seelsorglich von Waldsassen betreut wurde. Darauf weist auch das Wappen in der Kirche hin, das im Altarbogen angebracht ist. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1279 wird ausdrücklich die Kirche erwähnt: Friedrich von Waldawe und Heinrich sein Sohn entsagen allen Rechten auf die Besitzungen in Lenersreut, auch auf das steinerne Haus bei der Kirche daselbst […]

Die Gründung der Pfarrei Lennesrieth geht auf die Herren von Waldau und Waldthurn zurück. Patron der Kirche ist der hl.Jakob der Ältere, der Patron der Ritter. Es ist naheliegend, dass dieses Patronat von den Herren von Waldau und Waldthurn vorgegeben wurde. Nicht ganz auszuschließen ist allerdings, dass dieses Patronat im Zusammenhang mit der Wallfahrt nach Santiago de Compostela gewählt wurde. Denn Lennesrieth liegt an der großen Wallfahrtsroute, die von Krakau über Prag nach Nürnberg führt.

Weitere wichtige urkundliche Erwähnungen stammen aus dem 14. Jahrhundert, in denen 1326 Leynermsreut und 1350 Leynemsreut als Pfarrsitz genannt werden. Seit dem Jahr 1488 sind die Pfarrer in vollständiger Reihenfolge überliefert. Als Erster wird Jorg Winter genannt, dessen Grabplatte am hinteren Südeingang im Kircheninnern aufgestellt ist. Die Inschrift auf dem Stein lautet:

Anno dm 1492 hie ligt begraben Her jorg winter pfarrer zu Lenesryet dem Gott gnedig sey Amen. Die Inschrift ist erhaben auf einer Metallplatte angebracht, über der ein Kelch aus Metall eingefügt ist. Der Name von Jorg Winter erscheint auch in der Präsentationsurkunde seines Nachfolgers Nikolaus Zirchauer, dem 1517 Martin Jung nachfolgt. 1526 werden Georg Redler und 1535 Wolfgang Hackenschmid als Pfarrer eingesetzt.

Die evangelische und calvinistische Zeit

Im Jahr 1540 wird die Herrschaft Waldthurn von den evangelischen Wirsbergern, einem alten fränkischen Adelsgeschlecht, gekauft. Nach dem Grundsatz `cuius regio, eius religio´ müssen nun die Pfarrangehörigen ihren Glauben wechseln. Als erster lutherischer Pfarrer wird 1543 F. Wisend eingesetzt. Aus dieser Zeit gibt es nur spärliche Nachrichten. Im Jahr 1558 ist ein Verzeichnis von Kirchengerät und liturgischer Kleidung überliefert, das offenbar in der evangelischen-lutherischen Liturgie keine Verwendung mehr hatte und deshalb eingezogen wurde:

Lennesriedt. Der pfarr Wilwaldis von wirsperg Lehens Herrn, aber das meiste Einkommens an die Pfalz geleistet. Je ein paar silbern große schöne monstranzen […] hat Wilwald von Wirsperg zu seinen Handen sampt andern genommen. Je 2 stueck silbern kreuzlein vorhanden, haben zu der monstranzen gehört. Je 4 pilder […] Je ein schwarz meßgewand mit eim guelden Seiden gestick Je ein meßgewand mit zugehörung Je ein Chorrock […]

Aus dem Jahr 1600 ist eine Karte von Christophorus Vogel überliefert, auf der im Westen die Kirche von Lennesrieth mit seinem wuchtigen Kirchturm und drei Jochen zu sehen ist, im Osten die Kirche von Waldthurn, dazwischen liegend die Burganlage. Aus dem Norden fließt die Luhe und wendet sich unterhalb der Burganlage nach Westen.

Die Zeit der Gegenreformation

Um das Jahr 1620 erreicht die Gegenreformation das Lennesriether Gebiet. Offenbar ging die Konversion zum katholischen Glauben allerdings nicht gewaltfrei vor sich, denn es mussten 90 Dragoner stationiert werden. Im Jahr 1629 erscheint als erster katholischer Pfarrer nach der lutherischen Zeit Johann Aigenmann in der Liste der Pfarrer. 1647 beginnen die Kaufverhandlungen zwischen den Wirsbergern und Lobkowitzeren, die 1666 abgeschlossen werden. Ab diesem Zeitpunkt sind die Fürsten von Lobkowitz die neuen Herren von Waldthurn. Neunzehn Jahre später, also 1685, wird der Pfarrsitz nach Waldthurn übertragen. Damit endet die Geschichte des Pfarrsitzes Lennesrieth. Lennesrieth wird zwar noch weiterhin als Pfarrei bezeichnet, wie aus dem Salbüchl des Kämmerers und Pfarrers Johann Weinzierl aus dem Jahre 1715 hervorgeht:

Da heißt es im Pars I, § 2: Zu der Pfarr Lennesrieth gehört das Dorf Lennesrieth, Albersrieth, Römlberg und Linten, Letzau, Schamersrieth, Zohlhäußl aufm Buch, Frankenrieth, Goldbrunn, Spielberg, Wampenhof, Woppenrieth, Ottenrieth, Kühbachhof, Höenmühl.

Ein Epitaph des Pfarrers Weinzierl befindet sich am hinteren Südeingang der Kirche mit folgender Inschrift:

Adm: R. Nob: ac Clarissimus D: Ioan: Michael Weinzierl Ss: Thlgiae: Lit: Ser: Ducis: Consiliarius Parochus, et Camerarius in Waldthurn, Vir pietate, doctrina et Consilio insignis extremum diem obijt Aet: sua 70. an: die 4.to Aprilis Ao. 1734 Requiescat in pace.

Die Übersetzung der Inschrift lautet:

Der überaus bewunderungsund verehrungswürdige, der überaus vortreffliche und bekannte Herr Johann Michael Weinzierl, Gelehrter der heiligsten Theologie,des erlauchtigten Fürsten Rat, Priester und Kämmerer in Waldthurn, ein durch seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit außerordentlicher Mann starb im Alter von 70 Jahren am 4. April im Jahre 1734. Er ruhe in Frieden.

Aus dem Jahr 1701 stammt ein Verzeichnis, von Pfarrer Weinzierl und seinem Cooperator Marx angefertigt, in dem einige Verfügungen für die Filialkirche Lennesrieth zu finden sind:

1. Ist zur pfarr Waldthurn gehörig die einzige ¼ stund von hier entlegene Filialkirche zu Lehnessried ad S. Apostolicum Jacobis M.

2. wird in dieser Filialkirch an Sonn- und Feiertäge der Gottesdienst verrichtet …

3. werden in dieser Filialkirch die Kindstauff und copulationes matrimoniales (Trauungen) der dahin gehörigen Pfarrkinder verrichtet. Ab 1734 wird die barocke Einrichtung der Kirche installiert. 1774 erfolgen eine bauliche Veränderung und die Erweiterung der Kirche um ein Joch nach Westen. An der Südseite wird 1775 die Sakristei angebaut. 1903 und 1956 werden Innenrenovierungen, 1992 wird eine Außenrenovierung durchgeführt. In den Jahren 2002 bis 2006 erfolgt eine Generalsanierung. Im Inneren wird die Kommunionbank abgebaut und der Volksaltar sowie ein Ambo im Altarraum errichtet. An der Frontseite des Volksaltars sind in einem Reliquiar die Reliquien der hl. Aurelia, Märtyrerin im 3. Jh., und der seligen Anna Schäffer von Mindelstetten, am 7.3.1999 seliggesprochen, aufbewahrt.