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Wallfahrtskirche Fahrenberg

„Luftaufnahme aus www.oberpfalz-luftbild.de“

Der linke Seitenaltar im Kirchenraum schildert in seinem Altarblatt die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, ist also dem Patrozinium der Wallfahrtskirche „Mariä Heimsuchung“ geweiht.

Geschichte der Wallfahrtskirche Fahrenberg

Bereits im 12. Jahrhundert stand auf dem Fahrenberg eine Burg, die um 1200 an den Ritterorden der Templer überging. Ein Angehöriger dieses Ordens brachte der mündlichen Überlieferung nach im Jahre 1204 aus dem heiligen Land eine Muttergottesstatue mit. Man baute an die Burg eine Kapelle und stellte dort das Marienbild zur Verehrung auf. Das war der Beginn der Wallfahrt. Die Verehrung muss wegen der damals beispiellosen Begeisterung an Dingen, welche das heilige Land betrafen, schon anfangs sehr groß gewesen sein. Im selben Jahre noch zogen die Templer vom Fahrenberg ab, und die Burg ging in den Besitz der Herren von Waldthurn über. 1308 starb mit Heinrich der letzte Ritter aus der Waldthurner Stammlinie.

Seine Witwe Kunigunde, eine Schwester des Waldsassener Abtes Ulrich, verkaufte nun den Fahrenberg, Bernrieth und Waldkirch, wo das Kloster schon seit 1276 einen Gutshof bewirtschaftete, an das Zisterzienserkloster Waldsassen. Waldthurn selber ging in den Besitz der stammesverwandten Waldauer über.
Aus der Burg wurde nun ein Kloster, denn die „weißen Mönche“ errichteten auf dem Fahrenberg eine Probstei und wirkten in der Seelsorge der Umgebung bis über den Zottbach hinaus. Ihre besondere Sorge aber galt der Pflege der Marienverehrung und der Förderung der Wallfahrt, die eine Blütezeit erlebte.
Das friedliche und segensreiche Wirken der Mönche sollte aber nicht von langer Dauer sein. Das Klösterlein hatte unter ständigen Übergriffen der umwohnenden Ritter zu leiden. 1347 fiel König Karl von Böhmen mit 2 000 Mann in das Gebiet um den Fahrenberg ein, wobei es zu schlimmen Verwüstungen kam. Dies und wirtschaftliche Schwierigkeiten veranlassten 1352 das Kloster Waldsassen, den Fahrenberg an die Herren von Waldau zu verkaufen. Um die Tradition der Mönche weiter zu führen, holte Ulrich von Waldau Zisterziensernonnen aus Böhmen auf den Fahrenberg. An die 70 Jahre lang war nun unser Berg eine Stätte des beschaulichen Lebens, und ganz sicher pflegten die frommen Frauen mit besonderer Liebe die Marienverehrung und die Betreuung der Wallfahrt. Die Schutzvogtei über den Fahrenberg hatten die mächtigen Landgrafen von Leuchtenberg inne. Zahlreiche Stiftungen wurden gemacht. So verschaffte Doberhozz von Waldau auf Waldthurn 1396 unmittelbar vor seinem Tode 600 Gulden zu den vier Kirchen Lennesrieth, Bernrieth, Fahrenberg und Waldkirch. Heinrich von Waldau stiftete einen Jahrtag und ein ewiges Licht vor dem Sakrament gen Fahrenberg, und Tobias, sein Bruder, einen Jahrtag. Am 13. Juli 1495 übereignete Gilg von Waldau auf Waldthurn dem Heinz Eisenmann von Kühbach seinen Hof zum Erbrecht. Dafür musste er „geben unser Lieben Frauen Gotteshaus zum Fahrenberg alle Jahr zu einem ewigen Licht vier Pfund Pfennig, im Herbst ein Achtel Zwifel, ein Napf Leinns, ein Schock Ayer, acht Käs…“ Mehrere Rittergeschlechter der Umgebung hatten ihre Begräbnisstätte in der Wallfahrtskirche auf dem Fahrenberg.

Dunkle Zeiten der Fahrenberger Wallfahrt
1425 wurde der fromme Dienst der Klosterfrauen auf dem Fahrenberg jäh unterbrochen, denn eine Horde böhmischer Hussiten erstürmte den Fahrenberg, verjagte die Nonnen, zerstörte das Kloster und warf das Gnadenbild in einen Brunnen (der alte Burgbrunnen). Die Stelle, wo sich der Brunnen heute noch befindet, ist an der Südseite der Kirche durch einen Stein mit dem Buchstaben F (lateinisch fons = Brunnen) gekennzeichnet. Eine alte Nonne, die sich hinter einer Mauer versteckt hatte, konnte das Geschehen beobachten, und auf ihre Anzeige hin holte man das Gnadenbild wieder aus dem Brunnen und verbrachte es in das unversehrt gebliebene Kirchlein. Nach Beendigung der Hussiteneinfälle bauten die Zisterzienser von Waldsassen das Kloster wieder auf und errichteten ein Priorat, wurden aber 1524 im Rahmen eines lokalen Bauernaufstandes, angezettelt von dem lutherischen Pfarrer von Oberlind, Ulrich von Waldthurn zu Kaimling, genannt der Antichrist von Kaimling, erneut vertrieben. Damit hörte auch das Kloster auf dem Fahrenberg für immer auf zu bestehen. Dies bestätigt auch ein Eintrag im Flosser Salbuch von 1540: „…dieweilen das Kloster Fahrenberg öd.“ Nach dem Aussterben der Herren von Waldau auf Waldthurn wurde die Herrschaft Waldthurn an den Burghauptmann vom Rauen Kulm, Willibald von Wirsberg, verkauft. Dieser stammte aus der Kulmbacher Gegend und hatte nun jahrelange Streitereien mit den Waldauer Erben, die den Fahrenberg nicht veräußert haben wollten. Schließlich kaufte Willibald 1553 den Fahrenberg um die Summe von 11 400 Gulden. Die Wirsberger waren teils evangelisch, teils calvinistisch. Gemäß dem Grundsatz des Augsburger Religionsfriedens von 1555 „cuius regio, eius religio“ (=wessen die Herrschaft, dessen die Religion, das bedeutet, der Landesherr kann die Religion seiner Untertanen bestimmen) wurde nun auch die Bevölkerung um den Fahrenberg gezwungen, den neuen Glauben anzunehmen. 1559 wurde die Herrschaft Waldthurn kalvinistisch. Aus dieser Zeit wird von einem brutalen Überfall auf drei auf dem Fahrenberg weilende Zisterziensermönche berichtet, die von fanatischen Kalvinisten 1662 ermordet wurden. Ein Gemälde links vom Hochaltar stellt die makabre Szene dar. Einer der Eiferer fügte dem Gnadenbild das heute noch sichtbare Schussloch am Halse zu.

Das Ende der Wallfahrt schien gekommen. Doch erwies sich die Religiosität des Volkes stärker als die Religionspolitik. Das Gnadenbild blieb in der immer mehr ruinösen Kirche auf dem Fahrenberg, und auch die Wallfahrten rissen offensichtlich nicht ab, wie ein kalvinistischer Visitationsbericht aus dem 16. Jahrhundert beklagt, dass noch immer Prozessionen auf den Fahrenberg gingen. 1590 berichtet der Richter von Floß: „Der Fahrenberg, ein verbrannt Kloster“. Dass in einer wirren Zeit selbst religiöse Gegenstände zum Streitfall werden können, zeigt ein Vorfall aus dem Jahre 1618: Der Pfleger Wildenstein zu Pleystein, in stetem Streit mit seinem Nachbarn Georg Christoph von Wirsberg zu Waldthurn liegend, ließ durch einen Hütjungen das Gnadenbild aus der Kirche stehlen und nach Pleystein schaffen. Der Wirsberger beschwerte sich bei der Regierung in Amberg über den Pleysteiner Pfleger; diesem drohte er sogar die Fehde an, wenn er die Statue nicht herausgebe. Nach einigem Hin und Her kam das Gnadenbild wieder auf seinen angestammten Platz. 1618 begann der dreißigjährige Krieg. Nach dem Sieg der katholischen Partei in der Schlacht auf dem weißen Berg bei Prag begann die Gegenreformation, in der die Bevölkerung wieder zum katholischen Glauben zurückgeführt werden sollten. 1621 predigten Jesuiten auf dem Fahrenberg, die Kirche wurde notdürftig wieder hergerichtet.
Ab 1628 wurde der Fahrenberg von der Pfarrei Lennesricth -Waldthurn betreut.
Durch die religiösen Wirren und die kriegerischen Ereignisse litt auch der Fahrenberg sehr, und 1640 wird er als „ödt und verbrannt“ beschrieben, so dass die Wallfahrt fast zum Erliegen kam. Auch gingen in dieser Zeit alle Stiftungseinkünfte der Fahrenberger Kirche verloren.

Die Blütezeit der Wallfahrt unter den Lobkowitzern
1655 baute Pfarrer Brunner auf dem Fahrenberg eine neue kleine Kirche mit drei konsekriertcn Altären, denn wenn auch der Fahrenberg über keine Mittel mehr verfugte, so waren doch „in der Waldthurncr Kirchenbuchs“ so viele Opfer angefallen, dass Pfarrer Brunner den Bau wagen konnte. Über die Einnahmen der Fahrenberger Kirche berichtet uns eine Rechnung des Kirchenprobstes Körbl zu Waldthurn aus dem Jahre 1659: „Von Prozessionen von Walthurn, Mosbach, Vohenstrauß, Esling, Pleystein u.a. 105 fl (= Gulden).- Schmalz 56 Maß zu 7 3/4 fl, Flachs 396 Kautzcn (13 ‚/2 fl), Eier 13 Schilt. (2 1/6 fl), Wachs 4 1A Pfund und 8 Kerzen, Geld 129 fl.“- Das Kircheninventar war recht ärmlich: „l Meßgewand, l Meßbuch, einige kleine Silbergeräte, zinnerne Kännlein…“ 1663 wurden 2 neue Glocken angeschafft, die 204 fl 18 kr kosteten. In der Matrikel des Erzdechanten Gedeon Forster vom Jahre 1865 ist über den Fahrenberg zu lesen: „Die Filiale der Seligsten Jungfrau ufn Fahrenberg, bei den Wallfahrern berühmt, hat einen Altar. Die Einnahmen der Kirche betragen insgesamt l 000 fl.“
Ein erbitterter Streit zwischen Böhmen und der Pfalz um die vakant gewordene Herrschaft Waldthurn – die Wirsberger starben 1647 mit Hans Friedrich aus – endete damit, dass nach langwierigen Kaufverhandlungen der kaiserliche Feldmarschall und Minister Wenzel Eusebius Fürst von Lobkowitz, der bereits Störnstein-Neustadt besaß, 1666 auch die Herrschaft Waldthurn mit dem Fahrenberg kaufte. Das Wappen dieses alten böhmischen Adelsgeschlechtes ist am Gewölbebogen der Fahrenberger Kirche angebracht.
Für den Fürsten, der am Kaiserhof in Wien seinen Pflichten nachkam und selbst nie im Land war, regierte seine Gemahlin Augusta Sophia, eine geborene Prinzessin von Sulzbach, die in Neustadt ihren Wohnsitz nahm. Sie war eine hochgebildete, herzensgute Frau, die besonders das neue Herrschaftsgebiet ins Herz geschlossen hatte. Deswegen ließ sie sich auch in Waldthurn gleich 1666 ein Schloss bauen, wo sie die Sommer verbrachte. Das Ländchen nahm in jeder Beziehung einen enormen Aufschwung, so dass damals das Wort geprägt wurde: „Wenn einer vom Himmel fällt und er fällt ins Waldthurner Ländchen, so hat er nichts eingebüßt.“
Wenn sie auch selbst Protestantin war, so sorgte sie doch mit Eifer für die Ausstattung der Kirche auf dem Fahrenberg, und die Wallfahrten nahmen an Umfang und Großartigkeit zu. Gleich beim Regierungsantritt ließ Fürst Wenzel Eusebius ein Salbuch, also eine Beschreibung der Herrschaft Waldthurn, anlegen. Darin ist über den Fahrenberg zu lesen: „Fahrnberg. Hier stand vor Jahren ein Kloster, darin Zisterzienser gewesen, welches aber vor unvordenklichen Zeiten zugrunde gegangen. Die Kirche als eine schöne Wallfahrt ist 1655 vom damaligen Pfarrer Mathias Pruner wieder erbaut und hernach Jahr für Jahr vergrößert, mit 3 Altären und 2 Glocken versehen worden. Ist auch dabei ein Häusl von Holz gebaut, worin ein Mesner oder Kirchendiener wohnt, der morgens, mittags und abends das Gebet läutet und sonst die Kirche bewacht. Jährlich lallt zu 100 und mehr Gulden Opfergeld an, welches bestellte Kirchenväter verrechnen und zu Ehren der Kirche verwenden. Die Vogtei haben die Lobkowitzer.“
Wie die Wallfahrt nun wieder in voller Blüte stand, das beweisen Berichte von Prozessionen von Moosbach, Vohenstrauß, Pleystein, Eslarn und aus Böhmen. Der Strom der Pilger wuchs von Jahr zu Jahr an. Deswegen war es notwendig, dass zu den Gottesdiensten an den Fahrenbergfesten, „nämlich an den 3 Frauentagen, als Maria Heimsuchung, Himmelfahrt und Geburt, wie auch den 7. August als Fest der Kirchweih“ Franziskanerpatres aus Pfreimd und Kapuzinerpatres aus Vohenstrauß als Aushilfen auf den Fahrenberg kamen. So ist in der Kirchenrechnung von 1694 festgehalten: „Für die 2 Herren Patres Franziskaner aus Pfreimd, um willen sie an den Ablässen erschienen, verriebt worden wie ander Jahr 4 fl 30 kr. Den Herren Capuziner von Vohenstrauß für Beichtsitzen an den Ablaßtagen 9 fl.“ Ab 1696 kamen übrigens die Kapuziner nicht mehr auf den Berg, die Franziskaner leisteten bis Ende 1796 Seelsorgshilfe, bis 1806 übernahmen dann auf Wunsch des Fürsten die Kapuziner von Neustadt diesen Dienst. 1691 wurde die Wallfahrtskirche mit einer neuen Orgel ausgestattet.
Ab dem Jahre 1694 sind auch Kirchenrechnungen der Wallfahrtskirche erhalten. Die älteste trägt die Überschrift: „“Kürchen-Rechnung über daß würdige Gottes Hauß bey Unser Lieben Frauen auff dem Fahrenberg über alle Einnamb und ausgab Geführt durch beordneten Kürchen Verwalter Johann Veith Loybl zu Waldthurn vom Ersten January biß leisten December Anno 1694.“
Die Wallfahrtskirche hatte demnach folgende Einnahmen: An Geld 121 11, 20 kr 4 Pf, an Flachs 296 Kaunzen, die 104 Pfund gewogen haben, dazu 17 Vz Maß Schmalz, 404 Eier, 33 Pfund Wachs. Neben einigen unbedeutenden Posten ergab sich mit
dem Übertrag von 1693 ein Vermögen von 2 309 fl 31 kr 2 Pfennige.
An Ausgaben fielen an: 4 Maß Schmalz für den Mesner, dazu 120 Stück Eier. Der Schulmeister zu Waldthurn bekam 6 Pfund Wachs. An Geld bekam der Pfarrer 25 fl. der Rechnungsführer 6 11, der Schulmeister Andreas Lambl 15 11, der Mesner Georg Schönweitz 15 fl. Die Summe aller Ausgaben betrug 125 fl 54 kr l Pf.
Dass auch damals – wie leider auch heute wieder – die Kirchen nicht sicher waren, geht aus der Kirchenrechnung von 1695 hervor. Demnach erhielt am 10 . Juli 1695 Berti Hartwig aus Waidheim l fl 50 kr ausbezahlt, weil er die beiden „Kirchenstöck, welche ein Dieb erbrochen hatte, wieder zugerichtet hat, und auch das Plattschloß an der Kirchenthür ausgebessert“ hat.
1706 wurde neben der Wallfahrtskirche eine Kapelle zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit errichtet und am 15.08. vom damaligen Waldthurner Pfarrer Weinzierl eingeweiht. Die Mittel zum Bau der Kapelle wurden zum Teil von Andreas Pomer, Bürgersohn von Waldthurn und kaiserlicher Leibgardist in Wien, bereitgestellt, teils aus den Mitteln des Gotteshauses zur Verfügung gestellt. Pomer hing anscheinend sehr am Fahrenberg, denn er hatte bereits früher die Wallfahrtskirche bedacht, wie in der Kirchenrechnung 1697 zu lesen ist: „Am 30. September 1697 hat Andre Pomer, kaiserlicher Leib Quardi Trabant von Wien heraufgeschickt 13 gemalene Kerzen und 8 weiße Kerzen, zusammen 21.“ Und 1713 „verehrt er der Capellen 2 Kürchenfahnen“.
Im von ihm 1715 angelegten „Saalbüchl“ schreibt Pfarrer Johann Michael Weinzierl: „Auf dem Fahrenberg wird vor unvordenklichen Jahren andächtig verehrt die wundertätige Bildnüß der Allerseligsten Himmels Königin Maria, alwo an Maria Heimsuchung das Patrocinium.“
Eine besondere Förderin der Fahrenberger Wallfahrt war die Gemahlin Gabriele des Fürsten Ferdinand Philipp Joseph, der die Herrschaft Waldthurn von 1734 bis 1784 innehatte. Sie verbrachte zusammen mit ihrer Schwägerin Ludovika viel Zeit in Waldthurn und tat ungemein viel für Land, Leute und Kirchen. So stiftete sie für den Fahrenberg kostbare Messgewänder und zusammen mit ihrem Gemahl den sogenannten „Fahrenberger Schatz“, bestehend aus silbernen Votivpyramiden und Talerbändern. Deswegen nimmt es nicht wunder, dass die Wallfahrt zu unserer lieben Frau immer mehr
zunahm. Bei den Wallfahrtsfesten 1757 „waren oft l 200 – l 500 Kommunikanten vorhanden, daß schwächere Personen im Gedränge zu lautem Geschrei vermissiget werden,“ wie es in einem zeitgenössischen Bericht heißt.
Bei diesem Zustrom der Wallfahrer war die Kirche zu klein geworden, außerdem war sie mit dem Laufe der Jahre ruinös geworden. Deswegen wird geklagt: „Die Kirche ist zu klein. In der Sakristei verderben die kostbaren von den Fürstlichen Herrschaften geschenkten Meßgewänder. .“ Man trug sich schon mit dem Gedanken einer Erweiterung, und als Überschlag für die anfallenden Baukosten wurde ein Betrag von 3 240 Gulden angesetzt. Da warf im Januar 1760 ein heftiger Sturm das morsche Dach der Kirche herab. Schnee fiel auf den Hochaltar, weshalb das Gnadenbild in die Dreifaltigkeitskapelle gebracht wurde. Deshalb entschloss sich der damalige Pfarrer von Waldthurn, Johann Michael Götz, „die alte Kirche zu demolieren, ganz neu aufzubauen und ziemlich zu vergrößern“, wie es im Saalbüchl heißt. 1762 stand der Neubau und wurde von Pfarrer Götz mit bischöflicher Erlaubnis einfach geweiht.
Doch bald schon kam ein großes Unglück über den Fahrenberg: „1775 am 26. Juni gegen 11 Uhr nachts hat in die berühmte, erst 1762 erbaute Wallfahrtskirch das Gewitter in den Giebel eingeschlagen und das wilde Feuer dieses Gotteshaus um so schneller in die unlöschlichen heftigen Feuerflammen gesetzet, als es mit Schindeln, welche mit Leinöl rot angestrichen waren, bedacht gewesen, so daß bis 12 Uhr durch den starken Wind der ganze Dachstuhl mit der Decken in die Kirch hinuntergefallen, beide Nebenaltär nebst der Kanzel und Stühlen, dann die Orgel leider in Aschen gelegt, desgleichen die Turmkuppel, so daß die zwei Glocken jämmerlich geschmolzen sind. Unterdessen wurde in dieser schrecklichen und trauervollen Nacht das uralte, wundertätige Gnadenbild nach Waldthurn in die Pfarrkirch St. Jodoci gebracht und zur Verehrung aufgestellt. Am Samstag darauf, also am 1. Juli, dem Vorabend von Maria Heimsuchung, an welchem mehrere Processionen mit viel Volk ankommen, wurde das Gnadenbild der Göttlichen Mutter in einer feierlichen Procession unter viel Schreien, Weinen und Beten und vielen vergossenen Tränen des begleitenden starken Volkes in schöner Ordnung nacher Fahrenberg gebracht und dann in das kleine Kirchl. Nachdem nebst den Kirchenmauern allein das Gewölb über dem Presbyterium samt Sakristei heil geblieben war und darunter der Hochaltar, so hat man bis zum Kirchenbau ein Schindldach darüber gemacht.“ So lautet der erschütternde Bericht des Pfarrers Beck an den Bischof. Doch unverdrossen und mit großer Opferfreude ging man daran, das Gotteshaus wiederherzustellen. Der Maurermeister Beer aus Pleystein fertigte den Plan für ein noch größeres und schöneres Gotteshaus und baute es mit Handwerkern aus Amberg „gantz neu in dauerhaftem Standt“. Die Innenausstattung schufen die beiden Waldthurner Künstler Wenzl Wickl und Wolfgang Kurzenwort. Der Hobbyorgelbauer Bock aus Trauschendorf schuf eine neue Orgel. So konnte mit tatkräftiger Unterstützung der Fürstin Gabriele bereits 1779 der Bau vollendet werden: Die heutige Wallfahrtskirche war entstanden. Eine inzwischen verschwundene Inschrift am Chorbogen verkündete dies nicht ohne Stolz: „Ein Donnerstreich Das Haus Der Jungfrauen Vast Völlig Hat Zernichtet. Selbes Maria Nun Von Denen Gutthätern Weith Schöner Ist Errichtet“.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war der Besuch der Wallfahrt besonders groß, so 1791 und 1792, so dass ein immerwährender Ablass bewilligt wurde. Dies bestätigt auch Pfarrer Kirchberger in seiner originellen Pfarrbeschreibung aus dem Jahre 1789: „Fahrenberg, 2 Häuser, 10 Seelen, 25 Minuten von Waldthurn entfernt. Liegt ungemein hoch. Die Kinder schließen sich mit der Schule Bernrieth an. In der dasigen weitschichtigen und gewaltigen Marianischen Wallfahrtskirche drängen sich viermal im Jahre Tausende von Menschen zusammen, so daß nur selten wir weniger als l 200 poenitentes (= Beichtende), oft aber einige Hunderte darüber, zählten.“
1804 wäre eigentlich das 600-jährige Wallfahrtsjubiläum zu feiern gewesen. Doch infolge der schwierigen Zeiten (napoleonische Kriege, Hungersnöte) verzichtete man auf eine eigene große Jubiläumsfeier.
Eine bedeutsame Veränderung erfuhr der Turm der Wallfahrtskirche in diesem Jahre 1804. Ein Akt im Staatsarchiv Amberg berichtet darüber: „Der Turm der Wallfahrtskirche wurde nach dem Brande mit einem ganz einfachen niederen Dache über dem Gemäuer versehen. Im Jahre 1804. wo Waldthurn noch unter den Fürsten Lobkowitz gehörte, kamen französische Ingenieure, erklärten den Turm als einen trigonometrischen Punkt, requirirten den Zimmermann Johann Fröhlich aus Waldheim, ließen – ohne auf den Protest des damaligen Pfarrers Kirchberger zu achten – das einfache Turmdach herabnehmen und einen so hohen Aufsatz von Holz über das Gemäuer setzen, daß man von den dort angebrachten Läden auch über das Kirchendach hinweg und nach den vier Himmelsrichtungen aussehen konnte.“ Dieser immerhin 7,5 m hohe Aufsatz diente anfangs militärischen Zwecken, später dann Vermessungs- und wissenschaftlichen Zwecken. Da dieser hässliche Aufbau ständige Kosten verursachte, wurde er 1885 entfernt und der Turm erhielt sein heutiges Spitzdach.

Der Fahrenberg unter Bayern
Eine bedeutsame politische Veränderung erfuhr die Herrschaft Waldthurn 1807: Fürst Franz Joseph Max verkaufte seine Besitzungen an das neu geschaffene Königreich Bayern. Damit ging die segensreiche Herrschaftszeit der Lobkowitzer zu Ende. Allmählich dachte man daran, das 1804 ausgefallene Jubiläum nachzufeiern. Ein Wallfahrtsbüchlein von 1884 mit dem Titel „Der Fahrenberg und seine Wallfahrtskirche, ein Vergißmeinnicht für den frommgläubigen Wallfahrer“ berichtet darüber: „Die Pfarrbevölkerung Waldthurns und die große Menge der Pilger aus der Umgegend und dem angrenzenden Böhmen begehrten 1815 die Feier eines Jubiläums. Allein die eintretende Teuerung mit dem Mangel an Lebensmitteln hielt die Erfüllung dieses Verlangens zurück.“ Deshalb fassle man das Jahr 1816 ins Auge. Am 20. März 1816 schrieb deswegen Pfarrer Mathias Lintl an das „Hochwürdigste Erzbischöfliche Consistorium“ zu Regensburg: „An den Festen ist der Concurs (Zulauf) bei dieser berühmten Wallfahrt so groß, daß oft, besonders bei aufgeklärter Witterung, der ganze Berg mit Menschen bedeckt ist. Es mag wohl die älteste Wallfahrt in der obern Pfalz sein, und kaum findet sich im ganzen Königreiche eine berühmtere und mehr besuchte Wallfahrt!

So viele Jahrhunderte dieses marianische Gotteshaus schon im unbegrenzten Vertrauen besteht, so ist doch die Feierlichkeit eines Jubiläumsablasses in selbem noch nie begangen worden. Deshalb bittet das Pfarramt Waldthurn, das Hochwürdige Erzbischöfliche Consistorio möge geruhen, dieser Wallfahrt einen 14tägigen Jubiläumsablaß auf das Fest Maria Heimsuchung von dem Heiligsten Stuhle in Rom zu bewirken.“ Doch der begehrte Ablass wurde nicht bewilligt, und so wurde auch kein Jubiläum gefeiert.
Aber im Jahre 1818 war es dann so weit, wie das Wallfahrtsbüchlein weiter berichtet: „Als aber im Jahre 1818 reicher Segen Gottes auf den Fluren prangte und ein Jahr zuvor von den umliegenden Protestanten die Jubelfeier der sogenannten Reformation festlich begangen wurde, da entflammten sich die wetteifernden Herzen der treuen Katholiken und sie erneuerten umso dringender ihre Bitte um eine Jubelfeier zu Ehren der seligsten Jungfrau. Am 11. August wurde von Seiner Heiligkeit Papst Pius VII. Für die Feier eines Jubiläums ein vollkommener Ablaß verliehen. Diese nahm einen Monat später, am 8. September, ihren Anfang und dauerte acht Tage. Täglich wurde unter ungeheuerem Zudrang des gläubigen Volkes Amt und Predigt gehalten. Mehr als 20 000 katholische Christen empfingen während dieser Jubeloktave die heiligen Sakramente der Buße und des Altares.“
Aus Anlass des Jubiläums wurde auch ein eigenes Wallfahrtsbüchlein herausgegeben mit dem Titel: „Jubiläum in der marianischen Wallfahrtskirche auf dem Fahrenberg bey Waldthurn, im königl. Landgerichte Vohenstrauß. Angefangen den 8. September im Jahre 1818“, verfasst von Pfarrer Mathias Lintl. Darin heißt es: „Schon von undenklichen Zeiten her wird diese Wallfahrtskirche von den Gläubigen mit immer gleichem Eifer besucht, und so oft sie durch Feinde oder die Macht der Elemente zertrümmert wurde, so oft stieg sie aus ihren Ruinen wieder schöner hervor. … Mächtig hat die Jubelfeyer unserer protestantischen Nachbarn, die vor unseren Augen mit so großem Pompe im vorigen Jahre begangen wurde, die wetteifernden Herzen der Katholiken an eine Jubelfeyer auf dem Fahrenberge erinnert; denn, sagen diese, hat jene das hundertjährige Andenken an ihren Reformator zu einer Jubelfeyer entflammt, sollte uns die heilige Jungfrau und Mutter Jesu, die auf dem Fahrenberg, dem höchsten Punkte der ehemaligen Oberpfalz, sieben Landgerichte unseres Königreichs und einen guten Theil des Königreichs Böhmen majestätisch überschaut, nicht zu einer viel erhabeneren Freude beleben? Sie wollten Luthers, eines Menschen, – wir wollen Jesu und seiner heiligsten Mutter Andenken ehren; wir wollen dasselbe, ohne mindeste Kränkung unserer getrennten Brüder, ehren.“

Auch die übrigen Frauentage waren in diesem Jubiläumsjahre ganz außerordentlich gut besucht. Zahlreiche Pfarreien aus Bayern und Böhmen traten unter Führung ihres Pfarrheim mit Fahnen und Musik auf, ergänzt Hans May den Bericht des Wallfahrtsbüchleins.
Im Jahre 1842 wurde der Turm der Wallfahrtskirche renoviert; im selben Jahre stiftete die Freifrau Eleonore von Lilien auf Waldau das Altarbild des linken Seitenaltars. Nachdem ja schon früher ein Kloster auf dem Fahrenberg bestanden hatte, tauchte in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder der Plan auf, zur Betreuung der Wallfahrer bei der Kirche ein Hospiz zu errichten und während des Wallfahrtsjahres mit Franziskanern aus Pfreimd zu besetzen, die ja schon seit dem 17. Jahrhundert auf dem Fahrenberg ausgeholfen hatten. Ein Protokoll, aufgenommen am 19. Oktober 1855 vom Neuenhammerer Gutsbesitzer Michael Rath, berichtet Näheres: „Hiernach will der königliche Lotto-Oberbeamte Franz Pappenberger zu München (ein gebürtiger Waldthurner) zur Erbauung eines Franziskanerhospiziums auf dem Fahrenberg 2 000 fl beitragen und zur teilweisen Unterhaltung dieses Hauses und der daselbst sich niederlassenden Franziskaner ein Kapital von 10 000 fl fundieren… Für den Fall, daß die Errichtung eines solchen Klosters vor sich gehe, haben sich schon mehrere Landbewohner zur unentgeltlichen Leistung von Hand- und Spanndiensten bereit erklärt sowie zur Abgabe von Baumstämmen und zur Leistung einer Summe von 335 fl.“ Pappenberger ließ 1863 vom Pfreimder Maurermeister Reiseneder einen Plan erstellen, der vorsah, dass der Klosterbau an die Sakristei auf der Südseite der Kirche kommen sollte und 11,5 m lang, 8 m breit und 8 m hoch sein sollte. Zwei Stockwerke waren vorgesehen mit rundbogigen Fenstern und einem überdachten Eingang. Das Erdgeschoß sollte als Kellerraum dienen. Im ersten Stock waren ein Pfortnerzimmer, eine Küchenstube mit anhängender Speis, das Refectorium und ein Sprechzimmer geplant. Für den zweiten Stock waren die Zellen der Mönche im Anschluss an die obere Sakristei vorgesehen. Das Kloster sollte während der Wallfahrtszeit von zwei Patres und einem Bruder bewohnt werden. Im Winter sollten die Mönche wieder in Pfreimd leben.
Reiseneder erstellte auch einen detaillierten Kostenvoranschlag. Doch ein endloser Schriftwechsel schob das Projekt immer wieder hinaus: Der Markt Waldthurn zeigte großes Interesse, Pfarrer Mehler und sein Nachfolger Pfarrer Weiß waren strikt dagegen, und das bischöfliche Ordinariat in Regensburg ging auf die Vorstellungen Pappenberg erst wegen „Unzulänglichkeit des Stiftungsfonds und der Schmälerung der Pfarreinkünfte“ nicht ein und schlug dem großherzigen Gönner vor, das Geld doch nach Fuchsmühl oder anderswohin zu verwenden. Doch dieser wollte nur für den Fahrenberg und die Förderung der Wallfahrt dorthin etwas tun und erhöhte das Stiftungskapital auf 14 700 fl. Doch wurde letztendlich aus dem Vorhaben nichts, denn einerseits stellte Pfarrer Weiß unerfüllbare Bedingungen, andererseits zeigten aber auch die Franziskaner selber wenig Interesse an dieser Gründung, so dass die Angelegenheit im Sande verlief und die Schenkung damit dem Fahrenberge entging.
In einer Pfarrbeschreibung aus dem Jahre 1860 ist über den Fahrenberg zu lesen: „Die Wallfahrtskirche zu Oberfahrenberg war in früherer Zeit nur eine Kapelle und wurde, nachdem sie 1775 durch Blitz eingeäschert wurde, in gegenwärtiger Größe erbaut und von Pfarrer Michael Götz benediciert. Das Kirchweihfest wird am 2. Sonntag im August gefeiert. Patron der Kirche ist die seligste Jungfrau Maria, deren Gedächtnis am Feste Maria Heimsuchung gefeiert wird.. ..Der Ursprung der Wallfahrtskirche liegt im Dunkeln. Der Besuch derselben ist besonders an den Frauentagen im Sommer sehr zahlreich.“
Die Wallfahrt blühte also ungebrochen weiter. Sehr lebendig beschreibt der gebürtige Waldthurner Hans May in seinem 1904 erschienenen Büchlein mit dem Titel „Der Fahrenberg“ die Wallfahrten: „Vor 1870 war die Wallfahrt ungemein stark besucht. Welch schönste Erinnerungen sind doch jene Frauentage! Schon zwei Tage vorher zogen die Wallfahrer in großen und kleinen Zügen durch Waldthurn zum Kreuzfeste nach Pleystein, um von dort aus zum Fahrenberge zu wallen. Arm waren beinahe alle; die armselige Wegzehrung tragen sie neben den Opfergaben in Tüchlein und Rückenkörben bei sich. Wie flatterten ihre Fahnen, glänzte das Kreuz vor dem Zuge. Wie laut tönte ihr Gebet und erschallten ihre Wallfahrtslieder unter dem Geläute der Glocken!.. Danach aber nahmen die Wallfahrten mehr und mehr ab; doch sind sie am großen Frauentag, dem 15. August, doch sehr stark. Auch die mit den Festen verbundenen Märkte ziehen viele Besucher herbei. Zu diesem Zwecke sind um die Kirche mehrere Reihen von Buden aufgestellt, in denen Kaufleute von nah und fern alle großen und kleinen Bedürfnisse des Bauern feilbieten. Mancher Ungläubige kommt auch wohl wegen der berühmten Waldthurner Bratwürste, welche, am Waldessaume auf dem Rost gebraten, mit Brot und Bier eine gar liebliche Atzung sind.“

Die Regensburger Diözesanmatrikel von 1863 enthält über den Fahrenberg folgenden Eintrag: „Titel Maria Heimsuchung, Kirchweih am II. Sonntag im August. Außer den Festen ist im Sommer oftmals Messe. Die Baulast trägt die Kirche. Eigener Mesner von Pfarrer und Kirchenverwaltung bestellt; das Mesnerhaus ist Eigentum der Wallfahrtskirche. Nächst der Wallfahrtskirche die Dreifaltigkeitskapelle, 1706 erbaut, eine Messe. Auf dem Fahrenberg stand vor alters nur eine Kapelle „peregrininationibus celebris“ (Matrikel von 1666); 1762 wurde statt ihrer eine Kirche gebaut, welche 1775 durch den Blitz eingeäschert wurde. 1778 wurde die neue Kirche benedicirt.“ Mit dem Neubau der Turmspitze kam auch der Gedanke auf, neue Glocken für die Wallfahrtskirche anzuschaffen, denn laut dem Wallfahrtsbüchlein von 1884 befanden sich in dem Turme „verhältnisentsprechend gar zu kleine Glocken, von denen die größere nur ein Gewicht von 6 14 Zentnern hatte.“ Deswegen wurden bei der Glockengießerei Hegendörfer in Amberg drei neue Glocken im Gewicht von 18 Zentnern, gewidmet der hl. Dreifaltigkeit, 9 Zentnern, der Gottesmutter geweiht, und 5 Zentnern, der hl. Barbar gewidmet, bestellt und 1884 noch geliefert.
In pathetischer Weise schließt das Büchlein: „Aus den zusammengestellten Aphorismen über den Fahrenberg und seine Denkwürdigkeiten ersehen wir, wie so oft, die siegreiche Machtfülle der katholischen Kirche, das unverkennbar triumphreiche Walten der göttlichen Vorsehung, das mächtige Eingreifen und den himmlischen Schutz der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria. Daß aber die Liebe Frau dort auf dem Fahrenberge an geheiligter Stätte gar Vielen in leiblichen und geistigen Anliegen geholfen, erhellt aus den durch lange Jahrhunderte berühmten, zahlreichen und keineswegs abnehmenden Besuchen frommer Pilgerscharen, aus den so vielen und bedeutenden Opfergaben, die fort und fort von den Gläubigen gern und freudig dargebracht, aus den vielen dort hinterlegten Andenken und manchen Inschriften, die in Kürze dem Pilgrim sagen: „Maria hat geholfen“.

Die Wallfahrt in der neuesten Zeit
1904 waren es 700 Jahre, dass das Bild der Gottesmuter aufgestellt wurde und die Wallfahrt begann, und 125 Jahre seit dem Bau der Kirche. Pfarrer Urban Ettl bat aus diesem Anlass um die Bewilligung einer Jubiläumsfeier, eines Ablasses sowie der Einweihung der noch nicht konsekrierten Kirche. Er gab auch ein Wallfahrtsbüchlein heraus mit dem Titel: „Auf nach Fahrenberg! Wallfahrtsbüchlein zur Verehrung der heiligen Gnadenmutter von Fahrenberg zum Gebrauche für Prozessionen, sowie für einzelne Pilger.“ Er schreibt darin: „Das Jubiläum 1818 war das erste und einzige, welches bis jetzt seit Bestehen der Wallfahrt gefeiert worden ist. Heuer werden es nun 125 Jahre, seitdem die gegenwärtige Wallfahrtskirche besteht, und außerdem auch gerade 700 Jahre, daß die Wallfahrt begründet wurde. Welch mächtiger Antrieb, heuer eine solche Feier wieder zu erneuern und der seligsten Jungfrau für all die zahllosen Wohltaten ihrer heiligen Fürbitte bei Gott dem Allmächtigen in Tausenden von Nöten und Anliegen des Leibes und der Seele aus aufrichtigem Herzen öffentlich und gemeinsam Dank zu sagen.“
Zu Beginn der Festwoche wurde die Wallfahrtskirche durch den Weihbischof Sigmund von Ow feierlich konsekriert. Papst Pius X. gewährte einen Jubiläumsablass.
Auch in den folgenden schweren Zeiten hielt die Grenzbevölkerung der Gottesmutter die Treue. Von weit und breit pilgerten die frommen Beter zum Fahrenberg, und besonders die Fahrenbergfeste blieben immer gut besucht. 1953 ließ die Pfarrei Waldthurn unter großen Opfern die Kirche durch Hermann Glaubacker, Regensburg, gründlich renovieren, denn es stand ja die Feier des 750-jährigen Jubiläums an. Dieses bildete einen weiteren Höhepunkt in der so langen Wallfahrtsgeschichte: Während der achttägigen Festwoche vom 27.6. – 04.07.1954 war der Fahrenberg eine Stätte immerwährenden Gebetes. Auch an den vier Festtagen erwies sich die Kirche als viel zu klein, um die Pilgerscharen aufzunehmen. So wurden die Gottesdienste unter dem mächtigen Kreuz des Freialtars gefeiert. Am 27. Juni begingen an die 5 000 Jungmänner und Mädchen mit Erzbischof Dr. Buchberger das hl. Messopfer. Den Höhepunkt der Jubiläumswoche bildete der Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Hiltl am 4. Juli. Dieses Jubiläum bedeutete zweifellos eine Neubelebung und Vertiefung der Wallfahrtsbewegung.
Die spannungsgeladene weltpolitische Lage, damals der „Kalte Krieg“ genannt, ließ den Gedanken entstehen und immer mehr reifen, gerade hier auf dem Fahrenberg, ganz nahe der tschechischen Grenze, das Gebet für den Frieden zu intensivieren und augenfälligen Ausdruck zu verleihen. So errichtete man auf dem Fußweg von Waldthurn herauf einen Rosenkranzweg.

Auf dem Ostgiebel der Wallfahrtskirche brachte man eine Muttergottesstatue an, eine „Friedensmadonna“, in Kupfer getrieben und vergoldet. Ihr Blick geht hinüber zu der Grenze, die seit dem unseligen letzten Kriege bis zur „sanften Revolution“ von 1990 Europa in zwei verschiedene Welten trennte. Segnend streckt sie ihre Hand nach Osten aus und wird als „Königin des Friedens“ zum Sinnbild einer Hoffnung wider alle Hoffnung und zum unüberhörbaren Gebetsaufruf. Am 13. Oktober 1956 segnete Erzbischof Buchberger im Beisein von 10 000 Wallfahrern den Rosenkranzweg und die „Friedensmadonna“.

Da an den Wallfahrtsfesten die Kirche die Scharen der Pilger nicht fassen konnte, errichtete man – um vom Wetter unabhängig zu sein – 1959 am Nordhang des Fahrenberges die Erzbischof-Buchberger-Halle, in der bei schlechter Witterung die Gottesdienste abgehalten werden konnten. Auch für das leibliche Wohl der Pilger wurde hier gesorgt. Zur Verschönerung des Fahrenberg es trug wesentlich auch die 1975 unter Pfarrer Andreas Renner durchgeführte Außenrenovierung der Kirche und die Neugestaltung der Außenanlagen bei.

(Auszug aus der Jubiläumsschrift 800 Jahre Fahrenberger Wallfahrt)

Rosenkranzweg

Der Rosenkranzweg stellt in drei Kapellen, zehn Bildstöcken und einer steinernen Kreuzigungsgruppe die 15 Geheimnisse des Freudenreichen, Schmerzhaften und Glorreichen Rosenkranzes, des Großen Psalters also, dar.

Als 15. Station ist die Dreifaltigkeitskapelle mit dem Altarbild der Krönung Mariens in den Gebetsweg miteinbezogen. Dort, wo der Pilger, von Waldthurn her kommend, den Wald betritt, beginnt der Rosenkranzweg.

Er führt nicht nur nach oben, sondern auch nach innen: Vom demütig-mutigen Ja der Jungfrau von Nazareth bis zum Alleluja der Krönung, mit dem Gott ihr dienendes Leben siegelt und ewig macht, gehen wir an der Seite Mariens den Weg ihres Glaubens, der Urbild des Weges aller Glaubenden ist.Wo der Rosenkranz endet, vollendet er sich auch, in der Wallfahrtskirche, in der wir unter den guten Augen.der Gnadenmutter im heiligen Opfer den Tod und die Auferstehung des Herrn verkünden, bis er wiederkommt.

Umwittert vom Dunkel vieler Zusammenbrüche, aber auch begnadet von ebenso vielen Auferstehungen tritt die jahrhundertelange Prozession der Wallfahrer aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Mädchen und Burschen ziehen mit, Kinder stapfen an der Hand der Mutter den Berg hinauf. Die Fahrenberger Wallfahrt hat Zukunft.